Sonntag, 15. August 2021

neues Familienmitglied

Hallo, Ihr da vor Euren Computern, Tablets und Smartphones😊. 
Während ich diese Zeilen schreibe, beobachte ich fasziniert ein kleines Wesen, wie es sein neues Zuhause entdeckt und inspiziert. Wir haben ein neues Familienmitglied, sie heißt Maja und ist ein 15 Wochen altes Katzenmädchen. Ich bin aber nicht nur fasziniert und voller Freude; ich bin wohl vor allem erstaunt. Erstaunt über mich selbst und meine Entscheidung, dass Maja bei uns ein neues Zuhause bekommen soll. 

Wie wohl die meisten Kinder bin auch ich als Kind meinen Eltern ständig in den Ohren gehangen, weil ich ein eigenes Haustier wollte. Sehr gerne hätte ich einen Hund gewollt, dann habe ich über ein Kaninchen verhandelt, dann über ein Meerschweinchen ("weißt Du Mama, die Martina aus meiner Klasse hat auch welche und die sind sooo süß"), schließlich habe ich meine Hoffnungen auf einen Hamster gelegt. Was ich bekam war -  und das ist kein Scherz, sondern Tatsache - einen Kanarienvogel. Zugegeben, einen, der exzellent singen konnte und dafür auch schon ausgezeichnet worden war...aber per se leider nicht das Haustier meiner Träume. Viel spielen und schmusen kann man mit einem Kanarienvogel ja offensichtlich nicht und auch meine Eltern waren zeitweise genervt, weil der kleine Fratz seine Körner mit Vorliebe außerhalb des Käfigs verteilte (aber ich hatte mir ja auch keinen Kanarienvogel gewünscht 😜). 

Viele Jahre hatte ich also kein Haustier, erst als ich auszog habe ich mir ein Kaninchen und nach dessen Tod zwei weitere Zwergkaninchen zugelegt. 

Auch meine Kids sind uns lange in den Ohren gelegen, ein Haustier zu bekommen, was wir bis dieses Jahr erfolgreich abgewehrt haben. Bis.dieses.Jahr. Wer mir auf Instagram folgt weiß, dass wir in diesem Frühjahr unverhofft zu einem Kaninchen namens Max gekommen sind, als ein Nachbar eine dauerhafte Heimat für sein Kaninchen suchte. Er hat zu wenig Zeit und hat daher meinen Sohn gefragt, ob er es haben möchte (ist ja klar, dass da ein Erstklässler gleich Feuer und Flamme ist...). Bislang muss ich sagen, kümmern sich die Kids auch ausgezeichnet um ihn und verwöhnen ihn nach Strich und Faden. Aber wieso jetzt Katze? 

Tja wieso. In den Pfingstferien habe ich mit den Kids eine Freundin besucht, die einen Hof hat und kleine Hasen und Katzen. Und da habe ich Maja, die Älteste aus einem Wurf mit 5 Kätzchen, direkt in mein Herz geschlossen. Es war seltsam...irgendwie war es, als ob sie in meine Seele blickte. Ich weiß, das mag jetzt albern oder esoterisch (oder beides) klingen, aber es ist auch nicht wirklich mit Worten zu erklären. Kurz darauf waren wir vom Freundeskreis nochmals dort eingeladen und auch da hatte die Kleine es mir ganz besonders angetan. Seither war sie mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich fing an, tatsächlich mit dem Gedanken zu spielen, dass sie zu uns kommt. Ich habe hin und her überlegt, bin nicht wirklich zu einem Entschluss gekommen, habe Gedanken verworfen und und und. Bis ich die Info bekam, dass es auch noch weitere Interessenten gibt und meine Freundin mich bat, mich bald zu entscheiden. In Gedanken habe ich eine Pro und Kontra-Liste angelegt, aber wusste nicht, wie ich entscheiden sollte. Bis mein Mann mich nach diesem Pro und Kontra fragte. Und schließlich sagte er mir: "Alles, was Du als Kontra aufgezählt hast, betrifft Meinungen und Kommentare von anderen Menschen. Zwar Menschen, die dir nahe stehen, aber die nicht in diesem Haushalt wohnen. Du machst doch sonst Deine Entscheidungen nicht von den Meinungen anderer abhängig und ich finde, das solltest Du auch diesmal nicht tun." Und dann war die Entscheidung glasklar - denn es gab schlichtweg keine Kontras mehr. 

So und jetzt sitze ich hier, freue mich über diesen Familienzuwachs und wundere mich immer noch ein bisschen über mich selbst. Denn ich war nie ein Katzenhasser, ich habe Katzen auch immer gerne gestreichelt, aber grundsätzlich waren das bislang für mich Tiere, die andere haben können aber nicht ich. Warum jetzt mit Maja eine Katze eingezogen ist...das kann ich selbst auch immer noch nicht mit logischen oder rationalen Argumenten erklären. Aber...muss man das immer? Gerade, wenn es um Gefühlsdinge geht, denke ich nicht.



 

Sonntag, 27. Juni 2021

Weltraum - Kindergeburtstag

 Kindergeburtstag. Na? Was macht dieses Wort mit Euch? Rollen sich Euch jetzt die Fußzehnägel, bekommt Ihr Schweißperlen auf der Stirn? Oder verspürt Ihr Partystimmung und Vorfreude? Oder keines von beiden (weil ihr unter Umständen keine Kinder habt)?

Ich kann diese Frage für mich persönlich nicht ad hoc beantworten. Als mein Sohn letztes Jahr pandemiebedingt seinen 6. Kindergeburtstag nicht feiern konnte und auch im späteren Verlauf des Jahres kein Verlangen danach hatte, war ich ehrlich gesagt darum gar nicht böse. Vielleicht war ich sogar ein Stück weit erleichtert, dass "dieser Kelch" einmal an mir vorüber gegangen ist.

Dieses Jahr wollte er aber seinen Geburtstag mit seinen Freunden nachfeiern. Den Entschluss dazu hat er mir Anfang Juni mitgeteilt. Und da meine Tochter im Juli Geburtstag hat (also da sehr wahrscheinlich noch eine Mädelsparty steigen wird) und ich auch nicht zu nah vor den Sommerferien noch eine Party "reinquetschen" wollte, war für uns klar: noch im Juni wird die Party stattfinden. 

Wie immer haben wir sie auf einen Samstag geplant, was sich auch diesmal als sehr gute Entscheidung rausgestellt hat. Denn so waren mein Mann und ich vor Ort, wir konnten uns also aufteilen und das war auch gut so (ich sage nur: 8 Jungs im Alter von 6 & 7 Jahren, quite challenging 😜). 

Mein Sohn wollte einen Weltraumgeburtstag feiern (dieses Thema fasziniert ihn schon sehr lange und er mag alles, was mit Weltall zu tun hat). 



Nun kann man ja an die Planung eines Kindergeburtstags von mehreren Seiten herangehen. Zum einen nach dem Prinzip: Minimale Vorbereitung - maximale Flexibilität (also kein Programm, viel freies spielen). Oder Programm mit (grobem) Zeitplan, vorbereiteten Spielen / "Programmpunkten". Ich habe mich für letzteres entschieden. Warum?

Zum einen finde ich, dass bei einer Anzahl von 8 Jungs manches schnell "aus dem Ruder" laufen kann, wenn man keinen Plan oder wenigstens nicht ein paar gemeinsame Spiele geplant oder vorbereitet hat. Zum anderen bin ich auch der Meinung, dass Kinder in diesem Alter in der Rolle des Geburtstagskindes noch nicht unbedingt die Fähigkeit haben, die Gruppe "beisammen zu halten" und als Gastgeber zu agieren (im Sinne von: alle mit einbeziehen, keine Grüppchenbildung etc.). Und der dritte - und für mich wichtigste Punkt für diese Planung - war: Mein Sohn ist jetzt in der ersten Klasse und hat den Großteil seines ersten Schuljahres zu hause im Homeschooling verbracht. Mal abgesehen von der Herausforderung, die Lerninhalte zu lernen, ist vor allem eines "auf der Strecke geblieben": das soziale Miteinander. Es konnten keine neuen Freundschaften geschlossen und intensiviert werden - eine Erfahrung, die fehlt und die doch so wichtig für die Kinder ist. 

Somit waren von den eingeladenen Jungs einige dabei, die wir eben nicht näher kennen. Von denen wir nicht wissen (vielleicht nur erahnen können), wie sie sind. Sind sie introvertiert, sind sie in einem - bis dato - unbekanntem Umfeld sehr schüchtern, sind sie sehr lebhaft ? Und wie funktionieren alle als Gruppe zusammen? Keine Ahnung!

Deshalb klar die Entscheidung: es gibt ein Programm - und trotzdem noch genug Zeit zum freien spielen. Mit den Einzelheiten dieser Party will ich Euch jetzt gar nicht nerven. Vielleicht nur grob: 

  • Bei einem Weltraumgeburtstag dürfen Astronauten nicht fehlen. Ein Glück, dass wir im Freundeskreis vor vielen Jahren an Fasnacht Astronauten gemacht haben. Dadurch hatten wir Erwachsenen schon mal das perfekte Outfit. Die Kids brauchten aber auch eines - somit haben wir "Nasa-Zeichen" auf Stickerpapier gedruckt. Damit konnten dann die Jungs auf Ihren "Einweg-Maleranzügen" die Sticker anbringen - schwupps war es ein Astronautenanzug. 
  • In der Nacht zuvor hatte es einen Meteoritenschauer gegeben (Steine, die in Alufolie gewickelt waren). Die haben uns den anspruchsvollen Weg zum Schatz gezeigt (Schatzsuche - das war der Wunsch meines Sohnes).Spoiler: der Schatz war an einem Windrad versteckt. Wie wir herausgefunden haben, ist es gar kein Windrad, sondern ein überdimensionaler Funkmasten zur ISS. 
  • Dann gab es eine Stärkung mit Alien-Muffins 
  • Frisch gestärkt mussten die angehenden Astronauten eine Ausbildung durchlaufen. Es musste Geschicklichkeit (balancieren), Sportlichkeit (hüpfen), Schnelligkeit (Tannenzapfen für den Treibstoff sammeln) und Konzentration (Zapfen durch Löcher eines Weltraumbanners werfen) bewiesen werden. Dafür gab es dann an der Basisstation einen Astronautenausweis. 
  • Obwohl es kein ideales - 30°- Badewetter war und unser Pool durch das schlechte Wetter in der Woche zuvor auch wieder abgekühlt war, haben die Jungs darum gebettelt, ins Nass zu dürfen (Badesachen hatten sie dabei). Also los 😊.
  • Grundsätzlich hätte ich noch mehrere Spiele (für alle Fälle) in petto gehabt, aber nach diesen Punkten haben die Jungs so toll miteinander gespielt und hatten so viel Spaß miteinander, dass das gar nicht nötig war. 
  • Später gab es noch eine Stärkung mit Pommes & Chicken Nuggets und danach haben die Jungs - die wollten - noch Gläser mit Leuchtfarbe (leuchtet im dunkeln) angemalt. Supertoll zu sehen, wie sie sich gegenseitig geholfen haben, Tipps gaben und hochkonzentriert bei der Sache waren.
  • Mit etwa einer Stunde Verspätung (denn die Jungs wollten noch etwas spielen) haben wir sie dann nach Hause gebracht - ich hoffe, die Eltern sehen es uns nach😉.
Fazit: für uns war diese Vorgehensweise, diese Art von Kindergeburtstag ideal. Auch wenn es (rechtzeitiger) Vorbereitung bedarf, dafür ist vieles während dem Geburtstag dann wesentlich stressfreier. Und da mein Sohn letztes Jahr wie erwähnt keine Kinderparty hatte, war es mir "die Mühe" allemal wert. Und: das Thema Weltall war ebenfalls mega gut! Es gibt so  viele Ideen, Spiele, Deko, Bastelsachen dazu im Netz - ein unendlicher Fundus!

Dieser Kindergeburtstag war sehr gelungen. Sehr intensiv und (für uns Eltern) fordernd. Sehr lustig und abwechslungsreich. Sehr harmonisch. SEHR schön!













Mittwoch, 24. Februar 2021

Dankbar...

 Hallo. Da bin ich wieder. Ewig habe ich auf diese Plattform, in meinen kleinen (aber feinen Blog) nichts geschrieben (laut Blogspot war ich Ende August 2020 zuletzt hier - echt??? So lange🙈ups). Aber nun habe ich seit langem wieder ein Thema, das sich lohnt ein bisschen dazu zu schreiben. 

Gestern morgen war ich beim aufwachen beseelt. Beseelt (dieses Wort trifft es am besten) von einer tiefen Dankbarkeit. Es gab dazu nicht den einen ausschlaggebenden Punkt, nicht das eine Ereignis und so weiß ich auch nicht wirklich, wieso. Denn mal ehrlich: in meinem Alltag könnte auch ich morgens den Wecker am liebsten aus dem Fenster schmeissen, es ist nicht alles immer "wattebausch-rosa". 

Während meinem kurzen Waldspaziergang ( das hab ich mir in letzter Zeit angewöhnt, einfach 30 oder 45 Minuten für mich - ganz allein bei Sonnenaufgang, zerzaust und manchmal auch noch fast schlaftrunken 😂, den Wald völlig für mich...und die Vögel) habe ich ein kleines Video gedreht und auf Instagram hochgeladen. Ich habe darin geschrieben, was mich in dem Moment bewegt hatte. 

Ich hatte keine Ahnung, was ich damit auslöse. Offensichtlich habe ich da einen Nerv getroffen.

Ich habe geschrieben, wie dankbar ich bin und für was ich dankbar bin. Ich schrieb:

Ich bin dankbar für einen liebevollen Mann, zwei kluge und gesunde Kinder, für den Ort an dem wir leben dürfen, dass es uns gut geht und an nichts wirklich fehlt. Für liebe, echte Freunde. Für einen Job, der mir Spaß macht.

Und neben all diesen Dingen, die abhängig von anderen Personen sind und evtl. materialistisch erscheinen (obwohl ich es so nicht meine)...bin ich dankbar für den heutigen Tag. Für den Vogelgesang, die ersten Sonnenstrahlen...und es mag für manche seltsam klingen. Aber ich bin vor allem dankbar für mich selbst. Für den Menschen, der ich bin. Nie im Leben würde ich anders sein wollen!

Das musste ich aber auch erst lernen. Als Teenie wollte ich immer anderen gefallen, es allen anderen recht machen. 

Dabei ist das grösste Geschenk, dass Du hast und auch anderen machen kannst: Du selbst zu sein!

Ich schwöre, dieser Post (oder Story oder wie immer man das im Fachjargon nennt) habe ich einfach spontan aus dem Bauch heraus geschrieben. Ich habe das so mit jeder Faser tatsächlich gemeint und gefühlt (und tue das natürlich immer noch).

By the way: ich bin immer spontan was meine Posts betrifft. Ich plane nichts (das wäre mir viel zu aufwendig und unauthentisch). Ich sehe ein schönes Motiv, mache ein leckeres Essen, DIY oder was auch immer... und teile es oder auch nicht - einfach wie mir danach ist.

Zurück zu dieser Story von gestern morgen...ich habe daraufhin DERART viele Reaktionen und Nachrichten erhalten auf den unterschiedlichsten Kanälen, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte! Manche meiner Freunde haben mich angerufen. Ein Freund schrieb mir per Whatsapp: Natascha, nicht nur du bist froh darüber dass Du so bist wie du bist - ich bin es auch!

Ist das schön oder ist das schön??? 

Dabei war fishing for compliments auch nicht mein Ansinnen...wie erwähnt hatte ich keinerlei Hintergedanken. Aber freuen tuts mich trotzdem 😊!

Ich wollte auch nicht angeberisch rüberkommen ala bei uns ist alles perfekt. Das ist es nicht,  das soll es auch gar nicht. Und trotzdem bin ich glücklich! Jemand schrieb: "Wer mit sich im reinen ist hat das schönste Leben, das man sich vorstellen kann." 

Ja, Mann - ganz genau SO ist es! 


Ich glaube, viele Menschen treten selbstbewusst auf...aber sind sie sich auch ihrer selbst wirklich bewusst? Ihrer Stärken, ihrer Schwächen und mit sich tatsächlich selbst im reinen??? 

Ich bin mal provokativ...Menschen, die sich selbst wirklich so mögen, wie sie sind und dadurch wahrhaft glücklich sind...

...brauchen es nicht, sich über andere zu stellen oder andere zu übervorteilen

...müssen nicht permanent laut posaunen, wie toll/glamorous/wunderbar alles bei ihnen ist und dass sie sooo glücklich sind

...finden keinen Gefallen daran, andere in Ihrem Umfeld sich klein fühlen zu lassen oder gar direkt klein zu machen

...mögen bestimmt auch schöne, materielle Dinge. Brauchen diese aber nicht, um sie möglichst auffällig zur-Schau-zu-tragen und um sich damit von anderen abzuheben. Sie wissen bereits, wie einzigartig sie sind.

Und anders herum: es hat absolut gar nichts mit Angeberei oder Arroganz zu tun, wenn jemand (zu sich) sagt: ich bin toll, so wie ich bin! 

Wenn man das nicht nur so daher sagt, sondern wirklich glaubt, hat dies vor allem mit Authentizität zu tun. Manchmal ist es ein Prozess bis dahin (ich habe ja auch schon geschrieben, dass es für mich ein Weg war), aber wer diesen Weg geht, der - so behaupte ich - ist wirklich glücklich, hat wahren inneren Frieden und kann seine Energie auf andere, viel wichtigere Dinge lenken, als zum Beispiel permanent anderen gefallen zu wollen, sich zu kleiden oder sich andere Dinge zu kaufen wie vermeintliche Vorbilder, sich mit Menschen zu umgeben aus einem Ziel heraus und nicht, weil der Mensch einen wirklich interessiert usw. Ich möchte jeden dazu ermuntern, sich über das wichtigste im eigenen Leben ernsthaft nachzudenken - über sich selbst!

Die inspirierendsten Menschen sind für mich die, die mit sich im reinen sind. Denn dann kann man gleich zu den richtig wichtigen und guten Themen gehen und braucht kein Vorgeplänkel mit Selbstdarstellung & Co.!

Was wollte ich also mit dieser kleinen Story bewirken? Ich glaube, ich wollte einfach nur meine Gedanken und Stimmung teilen. Und vielleicht auch ein wenig dazu anregen, in dieser echt schwierigen Zeit nicht immer nur das schlechte zu sehen (auch wenn wir Menschen mittlerweile sehr darauf konditioniert sind, den Fokus auf das schlechte zu legen), gut und gnädig zu sich selbst zu sein. Und dankbar zu sein, denn es gibt immer etwas - selbst an dem beschissesten Tag - für das man dankbar sein kann (und sei es nur der Moment, in dem dein Lieblingslied im Radio gespielt wurde und du laut mitgrölen konntest).

In diesem Sinne: bleibt positiv!

LG

Natascha💓

Montag, 27. Juli 2020

Alleine sein

Nun bin ich schon seit 9 Jahren Mama. Jeder Tag mit meinen Kids ist anders... mal spannend, mal entspannt, mal wunderschön, mal überraschend, mal total leicht, dann wieder eine echte Herausforderung. Was alle unsere Tage gemeinsam haben? Sie sind definitiv nie eintönig, sondern sehr abwechslungsreich, oft verlaufen sie anders als geplant (etwas, das ich erst mal (akzeptieren) lernen musste, als ich Mama wurde) und wirklich allermeistens vergeht die Zeit wie im Flug. 

Natürlich gab es auch bei mir ein "Leben vor den Kindern". Und ich will mal sagen, dass ich / wir dies sehr intensiv genutzt und gelebt haben. Ganz bewusst wurde ich erst mit 32 Jahren schwanger - 4 Jahre nach unserer Hochzeit, 13 Jahre nachdem wir ein Paar wurden. Wir sind viel gereist, haben uns fortgebildet, etwas zusammen aufgebaut. Und ehrlich? Mir war es auch extrem wichtig, mich erst einmal wirklich selbst kennen zu lernen, bevor ich diese beiden kleinen Menschen kennenlerne. Grundsätzlich gibt es da sicher nicht nur den einen, richtigen Weg, jeder hat seine Vor- und Nachteile. Eines ist jedoch sicher: ich weiß,  was ich will, was ich kann, was mir gefällt und wichtig ist und kann dadurch auch echt und authentisch meiner Umwelt gegenüber, und v.a. meiner Familie gegenüber sein. 

Wenn ein kleiner Mensch auf die Welt kommt, dreht sich der Kosmos v.a. in der ersten Zeit nur um das Baby (was auch völlig richtig und gut ist). Aber mein Mann und ich haben bewusst immer versucht, uns selbst - als Paar und auch als einzelne Personen - nicht aus den Augen zu verlieren (was uns mal mehr, mal weniger gut gelingt😉).

Auf was ich da jetzt hinaus will? Corona hat(te) definitiv nicht nur negative Seiten, sondern auf jeden Fall auch einige positive...es ist mir aber auch eines so richtig deutlich bewusst geworden: ich bin gerne auch mal alleine. Ich liebe meine Kinder und meinen Mann. Aber ich muss sie deshalb nicht 24/7 um mich herum haben. Auch, wenn die Zeit mit ihnen nicht eintönig ist und meist sehr schön und vollkommen. Ich kann mir vorstellen, dass es da jetzt ein paar Leser/innen geben wird, die verständnislos den Kopf schütteln und nicht verstehen, wieso ich da von Liebe und Familie schreiben kann, sie aber gleichzeitig auch nicht immer um mich haben will/muss. Ich bin aber der Meinung, dass sich das nicht ausschliesst - im Gegenteil.  Manchmal gewinnt man doch mehr Nähe durch Abstand...viele Kinder,  die irgendwann ausziehen berichten oft, dass das Verhältnis zu den Eltern besser wurde, als man nicht mehr unter einem Dach lebte. UND ich denke, dass speziell Mamas mich sehr wohl bestens verstehen können und oft gleich empfinden.

Jedenfalls hat mir eine Freundin kürzlich erzählt, dass ihr Mann und die Kinder 10 Tage Ferien auch dem Reiterhof machen. Sie hat erst später Urlaub und arbeitet in der Zeit. Und mein erster Gedanke war: genial! NATÜRLICH ist es schön, wenn meine Kinder mich freudig hüpfend begrüssen, wenn ich nach Hause komme. Die Vorstellung aber, dass ich nach Hause komme, erst mal wirklich in Ruhe ankommen kann, niemand etwas erzählen, zeigen oder von mir wissen will. Ich nicht SOFORT an den Herd springen muss und die hungrigen Mägen zu füllen...vielleicht der erste Gang sogar direkt unter die Dusche, auf das Sofa oder vor den TV geht...oder ich mich zu megalauter, ohrenbetäubender Musik ungestört richte und mich mit Freunden, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe, treffe...oder einfach nach der Arbeit nicht nach Hause hetzen müssen, weil da niemand ist, der wartet (und vielleicht motzt, warum ich so spät dran bin)und das gleich 10 Tage lang? Das klingt für mich paradiesisch. 
Gestern, als wir uns am Sonntag zum wandern mit Bekannten getroffen haben, erzählte mir die Bekannte, dass ihr Mann sich Anfang des Jahres (leicht) verletzt hat. Ausgerechnet in der Woche, in der sie zufällig zwei völlig unverplante, freie Tage hatte (sie ist selbständig) und sich schon  auf zwei ruhige, einsame Vormittage gefreut hatte. Ihre Reaktion war, dass sie erst mal sauer auf den Mann war. Natürlich konnte er nichts dafür, verletzt zu sein...nur tat sie sich selbst auch leid, da sie sich um die beiden freien Vormittage gebracht gefühlt hat.

Ich bin schon immer jemand gewesen, der gerne alleine war.  Ich hatte immer viele Freunde, seit Kindheitstagen bis heute - es fehlt mir nicht an Anschluss. Aber ich war auch immer gerne mal alleine mit mir. Mit meinen Gedanken, beschäftigt mit den Dingen, zu denen ich gerade Lust habe, unabgelenkt und allein mit mir. Während den Schul- und Kitaschliessungen, war ich von morgens bis abends mit den Kindern zusammen. Erst mal habe ich das als Geschenk empfunden, aber irgendwann haben mir wenigstens die Autofahrten in die Firma, mit meiner Lieblingsmusik, Hörbüchern für Erwachsene oder einfach nur Stille gefehlt. Ein bisschen Zeit alleine, als Natascha - nicht als Mama. Und insgeheim denke ich, dass es meinen Kindern da ähnlich ging. Ich glaube, dass ihnen das nicht selbst bewusst ist, eher im Unterbewusstsein. Aber ich konnte ganz gut beobachten, wie sich meine Tochter selbst auch immer wieder Auszeiten nahm, in ihrem Zimmer, bastelte , werkelte, las oder tagträumte. Und auch mein Sohn hat die tollsten Legostädte  ganz allein in seinem Zimmer gebaut und war total im Spiel vertieft. 

Heute musste ich etwas länger mit dem Auto fahren, da ich einen Termin hatte. Und ich war ganz allein unterwegs. Herrlich 🤣! Auf meinem Rückweg habe ich angehalten...an einem tollen Aussichtspunkt mit Blick auf meine wunderschöne, malerische Heimat. Habe mich ans Auto gelehnt, etwas Wasser getrunken und tief ein- und ausgeatmet. Momentan sind es minikleine Auszeiten wie diese, die mir Energie geben...und irgendwann werden es auch wieder mal längere Zeiten, neudeutsch "me- time" geben...alles hat seine Zeit ❤.



Liebe Grüsse, 
Natascha

Mittwoch, 25. März 2020

Besondere Zeiten

"Ohhh, was ist das für ein tolles, unwirkliches Licht", denke ich als ich heute morgen an meinem Esstisch sitzend hinaus in den Wald schaue. Alles im Haus ist ganz still, mein Mann ist bereits zur Arbeit gefahren, die Kinder befinden sich noch im Land der Träume. Einem Impuls folgend stehe ich auf, schnappe mir meinen Becher Kaffee und gehe hinaus auf den Balkon. Hui, kalt ist es heute früh - ich schlinge sofort meinen kuscheligen Cardigan noch etwas fester um mich. Atme die kalte, klare Luft ein. Herrlich. Die Vögel liefern heute früh ein wahres Vogelkonzert. Die Bäume schlagen auch hier mittlerweile aus, der Fliederbusch hat schon richtig dicke Knospen. Ein Frühlingsmorgen, wie er schöner kaum sein könnte. 










Und wie immer, wenn ein Tag so schön und vielversprechend beginnt werde selbst ich kleine Nachteule munter und überlege, was ich alles tolles heute machen kann. Ich könnte mal den Garten so richtig auf Vordermann bringen, mein Hochbeet bepflanzen und vorher dafür noch Saatgut im Blumenmarkt einkaufen gehen. Ich könnte aber auch mit den Kids in einen Tierpark fahren...obwohl ist doch ein bissel kalt draussen - vielleicht Schwimmbad? Wann war ich eigentlich das letzte Mal im Kino, ich wollte doch mit meinem Mann in diesen einen Film. Vielleicht wollen die Kids heute aber auch Freunde einladen. Vielleicht will ich heute mit einer Freundin Kaffee trinken? Sandra sollte ich unbedingt treffen,  damit wir unseren diesjährigen Städtetrip konkreter planen können. Und auch Tina und ich wollten dieses Jahr wieder was zusammen machen...aber erst im Herbst, sodass das Planen noch Zeit hat. Und dann ist da noch die Vorfreude auf meinen Ausflug mit der Mädelsclique. Sollen wir am Wochenende unsere andere Clique zum essen zu uns einladen? Wollten wir ja bald machen. Ich könnte....HALT! Ich kann nicht. Wir leben in Zeiten von Covid 19.  Es wird empfohlen,  alle sozialen Kontakte weitestgehend einzuschränken. Die Kinder haben keinen Kiga und keine Schule. Ergo wird der heutige Spielpartner das Geschwisterkind und ich sein - wieder einmal. 

Es sind schon seltsame Zeiten. Mir kommt es oft vor wie ein ganz schlechter Film. Surreal irgendwie - geht es euch auch so? Aber es ist real. Noch vor ein paar Wochen habe nicht im Traum daran gedacht, dass so etwas möglich wäre. In einem zivilisierten, wohlhabenden Land wie diesem mit guter Gesundheitsversorgung und ganz viel Freiheiten für jeden einzelnen. Aber nun leben wir plötzlich in Zeiten, in denen 2 Rollen Klopapier (sofern man überhaupt welche bekommt) ernsthaft im Supermarkt für 1,50€ verkauft werden und der Würfel frische Hefe auf einen pro Kunde begrenzt ist. Es sind Zeiten, in denen viele Menschen um ihre Existenz fürchten müssen, weil Läden, Restaurants, kulturelle Einrichtungen etc. geschlossen bleiben müssen. Es sind die Zeiten der Hamsterkäufe, die Menschen aus total egoistischen, unsozialen, dummen Gründen tätigen. Es sind Zeiten, in denen Kinder 5 Wochen keine Schule besuchen (falls es dabei bleibt) - beinahe soviel wie in den Sommerferien (und allein die letztgenannten zu überbrücken sind für berufstätige Eltern schon eine Herausforderung). Es sind Zeiten, in denen wir plötzlich nicht mehr so frei handeln und sein können, wie bisher. Es sind Zeiten in denen täglich steigende Zahlen von Infizierten - und leider auch Toten bekannt gegeben werden, es sind Zeiten in denen die Wirtschaft eine Vollbremsung hinlegt. Es sind Zeiten, in denen wir als Menschheit vor so grossen Herausforderungen (und Bedrohungen) stehen, wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr, nur ist diesmal der Gegner unsichtbar. Kurzum: es sind Zeiten, die einem ganz schön Angst machen können. Ausgang? Dauer? Ungewiss. 

Wie gesagt: Sie können Angst machen. Und ich würde lügen, wenn ich bestreiten würde, dass ich angesichts der täglichen neuen Situationen und Infos auch ein flaues Gefühl im Magen habe. Ja, ich mache mir natürlich auch Sorgen. Ich habe Menschen, die ich sehr liebe und um die ich mich sorge. Ich habe Menschen mit erhöhtem Risiko in meinem näheren Umfeld. Und doch weigere ich mich schlichtweg,  Angst zu haben. Angst hemmt, macht oft handlungs- und denkunfähig und kann schnell in Panik oder Hysterie ausufern. Aber schon allein wegen meiner Kinder möchte ich überlegt und besonnen agieren. Und so sage ich täglich fast mantramässig zu mir selbst: wir bleiben nicht zu Hause aus Angst. Wir bleiben zu Hause aus Mitgefühl, wir wollen niemand gefährden, nicht evtl. ungeahnt den Virus übertragen. Und mehr noch: ich habe für unsere Familie beschlossen, dass diese besondere Situation - mit Schulunterbrechung, social distancing etc. eine besondere Zeit für uns wird. Trotz allem Leid in dieser Welt, in diesem Land : eine besonders schöne Zeit. Denn jetzt haben wir mal wirklich viel Zeit miteinander. Kein Zeitdruck, kein Terminstress, keine Verpflichtungen, keinen überfüllten Kalender. Dafür ganz viel Zeit für das, was wirklich wichtig ist: für uns. Jeder für sich und wir alle zusammen .

Covid 19 zwingt uns alle, zu verzichten und auch das ein oder andere Opfer zu bringen. Selbst von den Kleinsten dieser Gesellschaft. Mein Sohn wurde letzte Woche 6 Jahre alt. Er konnte nicht mit seinen Freunden in Kindergarten feiern und daheim hatten wir nur eine sehr kleine, sehr intime, sehr schöne Feier. Und diese Tatsache hat mir noch etwas anderes bewusst gemacht: jede Krise hat auch bei all den schlimmen Seiten ( ich will da echt nichts beschönigen) etwas Gutes. 
Zum Beispiel, dass Du wieder spürst, auf wen du dich im Zweifel wirklich verlassen kannst. 
Zum Beispiel dass dir bewusst wird, wem du wirklich wichtig bist. 
Zum Beispiel, dass wir als Familie noch stärker zusammenwachsen können, als bisher schon. 
Zum Beispiel, dass plötzlich wieder Raum für Kreativität ist. 
Zum Beispiel, dass wir mehr können,  als wir uns selbst manchmal zutrauen. 
Zum Beispiel, dass man die kleinen Dinge wieder mehr zu schätzen weiß.  
Zum Beispiel, dass man auf einmal wieder wesentlich achtsamer ist, mit sich, mit seinem Umfeld, mit der Natur. 
Zum Beispiel, festzustellen, für was alles man dankbar sein kann (und da gibt es bei jedem Einzelnen eine Menge).

In dieser schnelllebigen Zeit bleibt oft zu wenig Zeit übrig, um sich Dinge bewusst zu machen, sich wahrhaftig austauschen zu können, intensiv zu leben, oder über grundlegende Themen nachzudenken. Nun haben wir alle eine Vollbremsung hinlegen müssen. Nun haben wir alle für all das (und noch viel mehr) Zeit.  

Fakt ist: wir werden diese Krise irgendwann überstehen. Vielleicht wird manches nicht mehr sein wie zuvor. Viele Firmen (da bin ich mir sicher) werden die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Zeit noch Jahre später spüren. Manche werden sich (zwangsläufig) völlig neu erfinden und durchstarten. Es kommt darauf an, wie wir als Mensch und als Gesellschaft mit der Krise umgehen.  

Krisen können als Chancen wahrgenommen werden ...

... sich auf das Wesentliche zu konzentrieren
... wertschätzender, bewusster und behutsamer miteinander umzugehen
... Kontakte und Freundschaften intensiver zu pflegen
... dankbar zu sein
... nicht alles als selbstverständlich zu sehen
... Mut zu haben, um neue Wege zu gehen 
...daran zu wachsen und über sich hinaus zu wachsen

Was ich nun also an diesem schönen Tag mit meinen Kindern gemacht habe? Wir haben unsere Aufgaben erledigt (Homeoffice, Homeschooling), dann habe ich Ihnen ihr Lieblingsessen gekocht und das Nachmittagsprogramm durften sie entscheiden. Sie haben sich dafür entschieden, dass wir zu unserer (glücklicherweise sonnigen) Lieblingsstelle im Wald gehen, dort picknicken und ich Ihnen eingemummelt in warme Decken vorlese. Das haben wir auch so gemacht, zwischendurch Quatsch gemacht, viel gelacht und über alles mögliche geredet. Damit waren sie schon überglücklich. Offensichtlich haben sie da vielen Erwachsenen was voraus: sich an kleinen Dingen erfreuen können 😉. 

Ich wünsche Euch und Euren Familien, dass Ihr gesund bleibt. Dass Ihr trotz allem Schrecken die Zuversicht nicht verliert und dass Ihr Euch dazu entscheidet, diese Krise als Chance zu sehen...beruflich oder privat 💛 ✊.



Alles Liebe
Natascha

   

Sonntag, 16. Februar 2020

"Besondere Begegnungen"










Ihr Lieben, 

Den nun folgenden Textvhabe ich ganz spontan, aus einem Gefühl heraus letzten Oktober verfasst..und ihn bis heute nicht veröffentlicht . Weil ich unsicher war, ob das was ich sagen möchte, auch richtig rüber kommt. Ob es nachvollziehbar ist und nicht zu "übertrieben" wirkt. Wie gesagt, ich hatte eine bestimmte Gefühlsstimmung. Und nun - fast ein halbes Jahr später veröffentliche ich ihn doch. Ich bin zwar immer noch unsicher, aber er erschien mir einfach zu schade, um im Archiv zu verstauben...

Kennt Ihr das: Ihr seid an einem Ort, an dem Ihr a) vorher noch nie ward oder aber auch b) früher einmal ward...oder ihr trefft Menschen die ihr a)noch nie vorher gesehen habt, die Euch aber inspirieren oder b) die ihr schon sehr lange nocht mehr gesehen habt...und diese Begegnung ruft in euch ganz neue Gedanken wach, wirbelt Gefühle und Erinnerungen auf, die Euch beschäftigen...

So ist es mir heute gegangen. Ich war in der Katharinenhöhe - einer Rehabilitationsklinik für krebskranke Kinder, in der ich vor 20(!) Jahren mein FSJ absolviert habe. Auch wenn diese Einrichtung gar nicht weit weg von meinem Zuhause ist, war ich dort seither nur ein oder zwei Mal. Ob bewusst oder unbewusst vermag ich gar nicht zu sagen...wie ein Kapitel eines Buches das zu Ende ist und geschlossen wird. Weitere neue Kapitel folgen und das eine Kapitel (ohne das es vielleicht auch die anderen Kapitel nicht in der Art und Weise gäbe) gerät in Vergessenheit. 

Heute jedenfalls hatte ich mich ehemaligen Arbeitskollegen, die ebenfalls vor 20 Jahren dort gearbeitet haben, als FSJ, als Erzieherin, als Praktikantin, als Zivi (gab es ja damals noch) getroffen. Leider konnte ich nur ein paar Stunden dabei sein, da ich noch andere Verpflichtungen hatte, aber ich bin froh, wenigstens kurz dazugekommen zu sein. Wir hatten ein Treffen mit dem Leiter der Klinik, der uns erzählt hat, wer vom Stammpersonal noch da ist oder wer in Rente gegangen ist und der uns auch durch die mittlerweile völlig neuen, modernen und tollen Räumlichkeiten geführt hat. Und als wir zu meiner "alten" Kindergruppe kamen, in der hauptsächlich tätig war, da hing an der Tür noch der gleiche Wochenplan (genauer gesagt die gleiche Kopiervorlage für den Wochenplan), wie zu meiner Zeit dort.  Und irgendwie war es wie ein Nachhausekommen, irgendwie aber auch völlig fremd (ja klar, es sind auch total andere neue Räume). Das war ein seltsames Gefühl. 

Und ich stand da und habe das alles einfach auf mich wirken lassen. Ich habe nie den Weg bereut, den ich eingeschlagen habe (weder beruflich noch privat). Und das tue ich jetzt auch nicht. Ich halte auch nichts davon, Dinge die nicht rückgängig zu machen sind zu bedauern, denn mein Weg war gut und alles hat auch irgendwie seinen Sinn - und ausserdem möchte ich immer nach vorne schauen. Aber zum ersten Mal nach all den Jahren, all der Zeit in der ich sehr wenig Gedanken an meine Zeit im FSJ "verschwendet" habe, habe ich mir gedacht, dass ich diese Zeit vermisse. Es war eine so manchmal energieraubende, anstrengende und unglaublich glücklich machende Arbeit. Es war soviel Sinn dahinter, was Du tust und Du hast tatsächlich von den erkrankten Kindern, oder von den Geschwisterkindern (die ein bisschen mehr Aufmerksamkeit so sehr genossen haben) oder von den Eltern so unglaublich viel zurück bekommen - das war genial, das war tief berührend und irgendwie auch unbeschreiblich! Ich meine hier nichts materielles, sondern schlichtweg aufrichtige Dankbarkeit, schonungslose Offenheit, unglaubliches Vertrauen und pure Herzlichkeit. In dieser Intensität und Häufigkeit habe ich das in meinen letzten 20 Berufsjahren nie wieder erlebt! Und dabei hatte ich auch in den Jahren nach meinem FSJ bis jetzt sehr viele, wunderschöne, bereichernde und /oder wichtige Begegnungen im Berufsleben. Natürlich hatte ich tolle Arbeitstage an denen ich nach Hause fuhr und mich freute, weil ich anderen geholfen hatte oder bei mir dachte: "Yes, das hast du gut gemacht". Aber wie gesagt, so häufig, so ehrlich und so intensiv....nie wieder. Ich habe damals ein Minigehalt bekommen und mir oft länger als 10 Stunden täglich den Arsch aufgerissen (die Arbeitszeitgesetze waren da noch nicht so streng / konkret), aber ich habe einen Sinn in all dem gesehen und ich habe es total gerne gemacht. Ich denke schon, dass die arbeitenden Menschen in der Katharinenhöhe auch heute noch diese Erfahrung in ihrem Arbeitsleben machen (ob es ihnen bewusst oder unbewusst ist...mir ist dieser Wert erst heute nochmal so RICHTIG bewusst geworden - nach 20 Jahren). Aber generell denke ich, dass in anderen Branchen (so wie ich sie in meinem Arbeitsleben kennengelernt habe) es so was nur vereinzelt gibt. Natürlich mag ich meine Arbeit sehr, ich habe mir meinen Weg bewusst heraus gesucht (okay und teilweise hat sich auch manches ohne mein Zutun ergeben) und selbstverständlich sehe ich in meinem heutigen Tun einen Sinn (sonst würde ich ja meinen Job wechseln). Aber wie gesagt, eine so intensive Zeit, eine so unmittelbare, wahre Reaktion auf meine Arbeit, das habe ich tatsächlich nie wieder gehabt. Ich weiß nicht, ob ihr das als Leser (die vielleicht eine ähnliche Erfahrung nicht gesammelt habt) nachvollziehen könnt, was ich meine. Diejenigen, die an dem Treffen dabei waren wissen es - und haben ganz ähnliche Empfindungen.

Jedenfalls war ich so beseelt von diesem Treffen, von diesem Zeitschritt zurück in die Vergangenheit, dass ich heute diese Zeilen einfach niederschreiben MUSSTE.

Alles, was ich bis jetzt erleben durfte - Höhen und Tiefen, alle Menschen, die mir begegnet sind, all diejenigen, die mir ans Herz gewachsen sind (und das sind nicht wenige - ich habe da viiieellll Platz 😉)...all das was ich lernen durfte, was mich geprägt hat, was mich zurückgeworfen und stärker gemacht hat...dafür bin ich unglaublich dankbar! Und es tut wirklich gut, sich das immer mal wieder bewusst zu machen...in Zeiten, in denen es nicht gut läuft und in Zeiten, in denen es sehr gut läuft. Alle Begegnungen, alle Fehler die wir machen, alle Erfahrungen machen uns zu den Menschen, die wir sind!

Und so hat er tatsächlich gut getan, dieser Nachmittag zurück in die Vergangenheit.  In eine sehr intensive, lehrreiche Zeit, die ich erleben durfte. An die ich gar nicht mehr gedacht hatte...und die mir doch so viel zurückgegeben hat. Und so tue ich es doch - ich blicke zurück...und lächle.
Natascha

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Wenn die Kinder selbstständig werden...

Wenn ich mich mit Freunden mit ähnlich kleinen (oder kleineren) Kindern unterhalte, habe ich oft den Eindruck, dass ein Thema in ganz vielen Eltern zwiespältige Gefühle weckt:

Dad Thema: Wenn die Kinder selbstständig(er) werden.

Und auch mir geht das so. Einerseits ertappe ich mich manchmal dabei (gerade wenn ich selbst hundemüde bin oder noch massig viel zu tun habe), dass ich mich schon darauf  freue, wenn meine Kinder mal alt genug sind, sich selbst ins Bett zu bringen. Wenn ich in Ruhe meinen Aufgaben nachgehen kann. Dann wiederrum geniesse ich genauso unser aktuelles Abendritual. Das gemeinsame Abendessen, das Zähne putzen, vorlesen, knuddeln und schliesslich auch ins Bett bringen. 

Einerseits finde ich es supertoll, wie gut ich mich mit meinen Kindern unterhalten kann, selbst zu kritischeren Themen (kürzlich habe ich mit meiner Tochter ernsthaft über den Waldbrand im Amazonas gesprochen - sie hatte was dazu im Radio aufgeschnappt und mich gefragt). Ich finde es faszinierend, welch kluge Gedanken meine Kinder haben und bin manchmal völlig platt, über welch (ungeahnten) Wortschatz sie bereits jetzt verfügen. Dann aber nervt es mich manchmal auch wieder, wenn sie einfach pausenlos reden, ich vielleicht in etwas vertieft bin und dann vor lauter Gequatsche keinen klaren Gedanken fassen kann. 

Einerseits bin ich happy, wie viel meine beiden schon selbstständig können. Wenn ich mir aber vor Augen führe, dass meine Tochter bereits in der dritten Klasse ist und mein Sohn nächstes Jahr eingeschult wird, kann ich es ebenso manchmal kaum fassen und könnte heulen, weil die Zeit so rast. 

Aber generell ist eines zu sagen: ich möchte meine Kinder zu selbstständigen Menschen erziehen. Ich möchte nicht, dass sie mit 48 Jahren noch im Hotel Mama wohnen, sich bekochen lassen und ich die schmutzige Wäsche aus ihren Zimmern aufsammle (eine absolute Horrorvorstellung). 

Meine Mutter hat mich immer verwöhnt, was den Haushalt anging. Ja echt. Ich musste nie waschen, selten abwaschen, nie kochen...ihre Devise war immer dass sie sich gerne darum kümmert. Und ich glaube, sie brauchte auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Das verstärkte sich vor allem, als meine Schwester auszog und ich als letztes Küken im Nest saß. Ich kannte das nicht anders und habe daher nie hinterfragt, ob ich mehr mitanpacken sollte oder nicht. Dabei war ich immer sehr hilfsbereit eingestellt und hätte auch jederzeit bereitwillig geholfen, wenn es mir bewusst gewesen wäre oder ich gefragt worden wäre. Fakt ist: meine Mama starb sehr jung und sehr plötzlich. Und sie ließ mich zurück. Das "Küken in ihrem Nest", das nie wirklich zur Selbstständigkeit erzogen worden war. Für mich hatte dieses einschneidende Erlebnis zur Folge, dass ich sehr schnell sehr erwachsen werden musste. Es war eine echt harte Zeit voller Trauer, Verzweiflung und Unsicherheit was zu tun ist. Wie man einen Haushalt führt, wusste ich ja gar nicht. Ich hatte ja auch nicht mal mit meiner Ausbildung begonnen und hatte ursprünglich geplant, mir erst nach den zwei Jahren Ausbildung was eigenes zu suchen. Und dann waren es nicht einmal ganze zwei Monate und ich hatte meine eigenen 4 Wände. Ich war völlig überrumpelt und war plötzlich auf mich allein gestellt, mit einer beginnenden Ausbildung, in einer eigenen Wohnung und ohne den bis dato wichtigsten Menschen in meinem Leben. Glücklicherweise weiss niemand, wann der letzte Atemzug ist, aber allein um meinen Kindern dieselbe harte Schule zu ersparen die ich durchleben musste, ist es mir wichtig, dass sie selbständig werden. 

Konkret heisst das, dass meine beiden feste Aufgaben haben. Es ist nicht viel und doch ist es meiner Meinung nach wichtig, sodass meine Kinder es nicht schon voraussetzen, dass ich Ihnen alles hinterher räume. Sie räumen beide ihr eigenes schmutziges Geschirr nach dem Essen ab und abends räumen sie ihre Kleider eigenhändig auf - also schmutziges in die Wäschetrommel und den Rest zurück in den Schrank. Selbst mein Sohn mit 5 Jahren kann bereits seine Pullis zusammenfalten. Das klappt (wenngleich auch nicht immer perfekt, aber jeder hat ja mal klein angefangen). Und ich finde das auch nicht schlimm oder streng meinerseits. Es ist einfach ein erstes "mit-in-die-Verantwortung-nehmen" und ich denke, dass dieser Weg allemal einfacher ist, als wenn ich plötzlich meinem 14jährigen bis dato komplett verwöhnten Pubertier vermitteln will, dass die eigene Wäsche und das schmutzige Geschirr nicht meine (alleinige) Aufgabe ist. Bestimmt pflichten mir jetzt viele bei, sehen es vielleicht sogar - so wie ich - als Selbstverständlichkeit an, dass die Kids mithelfen. Und doch höre ich immer wieder, wenn meine Kinder anderswo essen von den erstaunten Eltern: "Sie/er hat einfach sein Geschirr nach dem Essen weggeräumt". Für meine Kids ist das längst selbstverständlich und natürlich freue ich mich auch immer sehr, wenn das auch anderswo  ohne Aufforderung durch mich funktioniert. 

Am Ende der Sommerferien wollte meine Tochter nicht in die Ferienbetreuung, ich jedoch musste vormittags arbeiten. Sie alleine zu lassen war für mich kein Problem , weil ich weiß , dass sie ein sehr zuverlässiges Mädchen ist und garantiert nicht die Wohnung in meiner Abwesenheit verwüstet. Und unabhängig davon wohnt ihre Oma ein Stockwerk unter uns...sollte also Not am Mann sein, ist eine Erwachsene nicht weit...
Wir haben das also versucht und ich muss sagen: es hat super geklappt 😊.  Meine Kids sind generell Kids, die sich auch gut und gerne mal allein beschäftigen. Die das manchmal regelrecht "zelebrieren", es geniessen und auch brauchen - die Zeit für sich alleine. Und auch das gehört für mich zur Selbständigkeit dazu, dass sie sich alleine beschäftigen können und nicht permanent irgendein Beschäftigungsangebot brauchen. Und das wiederrum bedeutet auch für mich als Person fernab vom "Mama-dasein" (welches ich übrigens liebe) eine Menge "Freiheit", Möglichkeiten auch meinen Hobbies nachzugehen oder ganz einfach auch mal relaxter - ohne Multitasking - den Haushalt zu schmeissen. 

Und nicht nur, dass sie "allein zu Hause" war, ich habe ihr für jeden Tag eine kleine To-do-Liste geschrieben. Diese bestand aus kleinen, zu bewältigenden Aufgaben. Zum Beispiel aus: Tisch abräumen, Spülmaschine aus- /einräumen, ihr Zimmer aufräumen, Müll runter bringen...meist 2 Aufgaben, die sie jeden Vormittag einfach (und ohne grossen Zeitaufwand) bewältigen konnte. Manche werden jetzt vielleicht denken "die Arme". Aber hat sie sich auch als "armes Kind" gefühlt? Mitnichten. Sie war stolz wie Bolle, das zu erledigen und mir zeitgleich tatsächlich sehr zu helfen. Und sie hat es jedem erzählt, was sie ganz alleine gemacht hat. Und ich hab mich natürlich auch gefreut, klar!

Gestern morgen - wir saßen beim Frühstück - hatten meine beiden die Idee, dass sie ihr Vesper für die Schule / Kindergarten selbst richten könnten. Und das haben sie auch gemacht, sie haben sich ihre Brote geschmiert, Obst und Gemüse geschnippelt und alles ordentlich eingepackt. Ich war völlig perplex, dachte an versteckte Kamera oder ähnliches... 

...und ich war stolz. Auf diese beiden kleinen Wesen, die doch schon so groß sind. Die schon jetzt selbständig sind und es von Tag zu Tag mehr werden. Und doch ist da wieder dieser Zwiespalt. Stolz einerseits ... andererseits 😭 sie werden so schnell gross 😆...

P.s.: meine Schwägerin hat mir kürzlich aus einer Zeitschrift einen Artikel- passend zum Thema - herausgetrennt. Ich fand's interessant und stelle ihn euch deshalb hier mal ein...gern geschehen 😉



LG 
Natascha