1. Es ist unwahrscheinlich, wie viel Zeug in ein vermeintlich kleines, überschaubares Zimmer passt!
2. Es ist ausserdem unglaublich, wie groß so ein kleines, überschaubares Zimmer wirkt und wird, wenn die Sachen und Möbel draußen sind.
Wir waren (und sind immernoch) fleißig dran, denn natürlich zieht nicht alles ins neue Zimmer mit; vielmehr nutze ich die Gelegenheit, alles rigoros auszusortieren...für den Müll, zum weiter verschenken oder -verkaufen, zum verstauen auf den Speicher...Die Tatsache, dass ich in den letzten drei Wochen Urlaub hatte und das Arbeitszimmer somit weder beruflich, noch - wie erwähnt - viel zum nähen etc. genutzt habe, macht das ganze Vorhaben aber nicht leichter. Denn somit wurde es einfach nach und nach als Staufläche für alles verwendet, das mal "kurz" beiseite gelegt werden musste (Altpapiersammlung, Geschenke verstecken, Stoffzuschnitte die nicht verloren gehen sollten oder gar schmutzig werden bevor sie überhaupt zusammengenäht wurden und vieles mehr - leider).
Und wie es so ist, wenn man mal einmal irgendwo anfängt, geht's anderswo weiter. Den Bastelschrank habe ich zum Beispiel ebenfalls angefangen, aufzuräumen und habe bisher einen großen Müllsack mit alten Farben, Pinseln etc. entsorgt. Wahnsinn, was man immer Alltag alles einfach kurz beiseite legt, vermeintlich "aufräumt" oder aufbewahrt, obwohl schon alt, kaputt etc.
Normalerweise - da bin ganz ehrlich- hält bei mir so eine "Entrümpelungslaune"- nie lang an. Deshalb muss ich auch gleich damit anfangen, wenn ich den Drang dazu spüre, bevor die Lust dazu wieder vorbei ist. Aber nun bin ich schon seit einigen Tagen dran und habe nach wie vor die Lust nicht verloren - ganz im Gegenteil! Und das ist echt untypisch für mich. Ich meine damit nicht das aufräumen (das gehört ja zum Alltag), sondern das neu ordnen, umräumen und vor allem das wegschmeißen (letzteres fällt mir nämlich eigentlich eher schwerer). Mein Mann war anfangs ziemlich erstaunt und begeistert über diese Entrümpelungs- und Aussortierlaune, aber ich glaube, mittlerweile wirds ihm unheimlich (ich habe nämlich schon verkündet, dass, sobald das alte Arbeitszimmer ausgeräumt und die Sachen hieraus "versorgt" sind, ich die Spielsachen unserer Kids durchsuchen und teilweise wegräumen will - weil nicht mehr damit gespielt wird und unsere Kids dann schließlich ein neues Spielzimmer (das ehemalige Arbeitszimmer)bekommen in das dann auch nicht unnötige, unbenutzte Spielsachen Platz finden sollen. Außerdem will ich mich von einigen Klamotten trennen (es ist sinnlos darauf zu warten, dass ich wieder hineinschrumpfe) und schließlich will ich dann den Speicher entrümpeln und neu ordnen und nicht nur dort einige volle Boxen abstellen (und somit das Chaos nur verlagern). Ihr müsst nämlich wissen, dass mein Mann bei uns der WESENTLICH pragmatischere, ordentlichere und strukturiertere Part ist, der mich normalerweise eher zum entrümpeln oder aussortieren überreden muss. Vielleicht liegt das auch in der Natur der Sache. Ich jedenfalls lebe privat eher nach dem Schema "das Genie beherrscht das Chaos" - ganz Kreativkopf halt.
Aber jetzt, JETZT muss ich sagen, dass das wirklich ein superschönes, gutes Gefühl ist, wenn alles ordentlich ist, keine "ich sollte noch..." - "ich müsste mal" - Baustellen anstehen. Es sowohl außerhalb der Schränke wie auch INNERHALB alles akkurat und wirklich schnell griffbereit verstaut ist. Irgendwie befreiend und klärend. Und es gibt auch Sicherheit /Zufriedenheit, wenn in hektischen Zeiten (die auch ganz sicher wieder kommen werden), nicht noch diese eben genannten Baustellen da sind und dann vielleicht das vollkommene Chaos ausbricht.
Und das ist auch meine 3. Und größte Erkenntnis: es ist ein tolles Gefühl, mal "Tabula rasa" zu machen, alten Balast abzuwerfen und somit Platz für neues zu haben - und sei es auch "nur" mehr Freiraum (im wahrsten Sinne des Wortes). Jaaa, man braucht schon ein bisschen Durchhaltevermögen (ganz besonders beim entrümpeln von Schränken, die einfach nicht leerer werden wollen) und je nach Typ auch überhaupt erst mal nen Schubs, um los zu legen. Aber dann, dann ist es einfach nur klasse und toll und macht glücklich - echt jetzt (und hey - ich hätte da von mir selbst nie gedacht, dass ich sowas sage, geschweige denn öffentlich schreibe!). Und wenn man dann wieder aussortiert hat, ist es auch wirklich cool, mal wieder die Räume zu verändern. Das muss gar nicht kostspielig sein, es reicht meist, ein paar Möbel anders zu stellen, was neues zu dekorieren usw. Aber das ist dann schon Stufe 2 😉.
Eine Kollegin erzählte mir erst diese Woche von den sogenannten Rauhnächten, die Tage vom 24.12. - 05.01., denen besondere Bedeutung beigemessen wird. Sie selbst räuchert ihre Räume in dieser Zeit mit Kräutern aus, sodass Altes weichen und Neues kommen kann. Und sie meinte auch, dass entrümpeln und aussortieren eine andere Variante hierfür ist (aber mehr oder weniger das selbe bezweckt; sich bereit machen für das neue Jahr). Na, vielleicht ist das eine Erklärung für mein unübliches Verhalten 😉.
Ja und so freue ich mich gerade megariesigunbändigkindisch über mein neues Arbeitszimmer. Das ist nämlich ebenfalls ohne Schnickschnack - zumindest für meine Verhältnisse, andere mögen vielleicht noch spartanischer - eingerichtet. Und, (da werden mich bestimmt viele Mamis verstehen:) es ist ein Zimmer ganz für mich allein. Keine Sachen, die ich nicht drin haben will, kein Spielzeug überall verteilt. Einfach.Nur.Meins. So eingerichtet und gestaltet, wie es mir gefällt. Mit einem Bereich für das berufliche arbeiten UND meinem ersten eigenen Nähbereich. Das bedeutet: ich kann auch mal Nähprojekte liegen lassen und brauche nicht alles wieder sofort wegräumen und ich werde somit sicher auch öfter mal "zwischendurch" in der Freizeit nähen, eben weil ich nicht für zehn Minuten alles wieder aufbauen und herauskramen muss. Juhuuuu!
Und weil ja jeder gerne mal in die Räume anderer Leute guckt, hier ein paar Bilder...Wie findet ihr es?
So, und jetzt schlage ich das Tablet zu und gehe ins Bett. Entrümpeln macht schließlich auch müde - gute Nacht 😉.
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