Samstag, 2. September 2017
Zufriedenheit
Dieses Foto hier (das ich bereits für den vorletzten Blogpost verwendet habe) habe ich vor etwa zwei Wochen gemacht. Es ist ein klassisches Selfie, ganz ohne Vorbereitung, Selfiestick oder sonstigen Utensilien. Einfach ganz spontan weil ich dazu Lust hatte. Und es ist eines der wirklich wenigen Bilder, auf denen ich zu sehen bin und das mir selbst gefällt. Ich selbst finde mich nämlich eher unfotogen. Aber dieses Foto ist ganz ungekünstelt (also nicht gestellt), sondern einfach ich - genauso wie ich bin. Und immer, wenn ich dieses Foto anschaue fällt mir ein Wort dazu ein: Zufriedenheit.
Ich bin zufrieden. Das mag merkwürdig klingen, gerade in unserer Leistungsgesellschaft und unseren Breitengraden, wo es doch zum guten Ton gehört, sich nie zufrieden zu geben und immer noch nach höher, schneller, weiter, besser zu streben.
Aber es ist tatsächlich so. Ich bin zufrieden und das meine ich im Sinne von "mit sich im Reinen sein". Natürlich wäre auch ich nicht traurig, die berühmten zwei oder drei Kilo weniger los zu sein. Und ich wäre auch gerne grösser. Und ich habe viele Träume und Ziele - überhaupt finde ich, liegt das in der Natur des Menschen, immer neue Ziele, Vorhaben, oder Wünsche zu haben. Und ich persönlich fände auch ein Leben ohne das alles schrecklich langweilig. Aber das ändert nichts daran, dass ich mit mir und meinem Leben aktuell zufrieden bin.
In dem Wort "zufrieden" steckt ja auch "Frieden". Ich habe Frieden geschlossen, zum Beispiel damit, dass ich wohl nicht mehr wachsen werde, dass ich dieses oder jenes Talent nicht habe, Frieden geschlossen mit Selbstzweifeln - wie ich sie früher als pubertierender Teenie hatte, mit Menschen, die mich enttäuscht oder verletzt haben. Geblieben ist eine tiefe innere "Ruhe" und Gelassenheit und dadurch habe ich wieder einen besseren, ungestörten Blick auf all das, was wirklich zählt.
Früher habe ich mich oft mit anderen verglichen und mal besser, mal schlechter abgeschnitten. Diese Zeit ist längst vorbei und ich gönne wirklich jedem alles. Einfach, weil ich völlig zufrieden damit bin, wie mein Leben aussieht. Kürzlich erst habe ich eine ehemalige Klassenkameradin getroffen. Und die erzählte mir von ihrem tollen Job in einer Führungsposition und wie sich alle Mitarbeiter sich um sie bemühen usw. Wir hatten nur kurz Zeit, haben uns nur zufällig getroffen und somit nicht ausgiebig Zeit zum klönen. Und ehrlich? Ich war darüber überhaupt nicht traurig. Das ist genau der Grund, warum ich Klassentreffen oft eher befremdlich als schön empfinde. Man hat nur eine sehr begrenzte Zeit, um sich mit möglichst vielen Menschen zu unterhalten und jeder will erzählen, wie sein/ihr perfektes Leben aussieht. Welches Studium absolviert wurde, welche tollen Jobs gemeistert wurden, wie gut verdient wird, wo die Traumhochzeit stattfand, die süssen, stets artigen und wohlerzogenen Kinder alles getoppt haben, wo das Eigenheim steht, wie oft in Urlaub gegangen wird etc. Ich überziehe da jetzt etwas, aber in etwa wissen sicherlich alle, was ich meine und haben es so oder ähnlich auch schon bereits erlebt.
Ich habe ein sehr schönes Leben. Eines mit Höhen und Tiefen, mit unglaublichen Glücksmomenten und manchen Momenten der Verzweiflung, mit unvergesslichen, traumhaften Erlebnissen und unerbittlichen, grausamen Schicksalsschlägen. Und ich habe ein Leben, das ich nicht für alles Geld der Welt tauschen oder ändern wollen würde. Und demnach brauche ich auch mir und anderen nichts "beweisen". Es hat mich zu der gemacht, die ich heute bin. Hat mich innerlich reifen lassen, stark werden lassen, erkennen lassen, wie wichtig es ist, das Leben zu Leben, wie ich es mir für mich wünsche , wie glücklich ich sein kann, so viele liebe Menschen um mich zu haben, geliebt zu werden und selbst zu lieben - jeden dieser Menschen, jeden Tag, alles was mir wichtig ist.
"Ja, Natascha, ist ja alles schön und recht mit deinem "zufrieden sein", aber was ist denn mit glücklich sein - bist du denn nicht glücklich?" Hmm. Was meinst du denn? Wenn du dir einen Moment Zeit nimmst, einen Schritt zurück trittst und dein Leben anschaust. Mit einem wohlwollenden Blick, denn was ist schon perfekt? Und wenn du dann unter Abwägung aller wichtigen Stationen, aller dir wichtigen Ereignisse und Inhalte in deinem Leben sagen kannst: ich bin echt zufrieden. Damit was ich erlebt habe, was gewesen ist und wie es mir heute geht, wo ich stehe. Ist das dann nicht Glück und zwar das echte, wahre - das was zählt...?
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