"Das hat meine Oma immer so gemacht... ", "meine Mutter hat mir das gezeigt "...Solche und ähnliche Sätze höre ich öfter, wenn ich mit anderen über das Thema "Handarbeit" rede. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich das von mir selbst (leider) nicht behaupten kann. Ich denke, das hat im wesentlichen zwei Gründe: 1. hatte ich als Kind / Teenager kein gesteigertes Interesse an Handarbeit und habe daher auch niemand mit Fragen "gelöchert" und 2. gab es in meinem direkten familiären Umfeld (vielleicht mit Ausnahme einer Person) auch niemand, der gerne und viel Handarbeit gemacht hat. Handarbeit war eher Mittel zum Zweck. Wenn ein Knopf fehlte, wurde er eben angenäht, Löcher in Socken wurden gestopft etc. Aber dass und wie viel Spaß es machen kann, sich etwas auszudenken, daran zu arbeiten und dieses Projekt dann fertig zu stellen, hat mir niemand gezeigt. Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter ein Mal eine Strickanleitung für einen Pulli in einer Zeitschrift gefunden hat und dann gleich anfing zu stricken. Der halbfertige Pulli lag dann Jahrzehnte in einer dunklen Ecke im Schrank...In der Hinsicht hatte ich also keine Vorbilder oder Lehrer in meiner Familie.
Und wisst ihr was? Ich finde diesen Gedanken wirklich beruhigend und entspannend.Ja, echt. Warum? Mag sein, dass ich mich irre, aber ich finde, dass es heutzutage richtig viele Angebote schon für die Kleinsten gibt. Ich finde diese Angebote auch (meist) wirklich toll, aber das stellt uns Eltern doch schon vor eine Herausforderung. Sind wir mal ehrlich : die meisten Eltern (ich zähle mich hierzu) möchten doch das Beste für Ihre Kids. Und da es heute so viele Möglichkeiten gibt, will man ja generell diese nicht verwehren, seinen Kindern nichts "verbauen". Wer will schon später hören:"wenn ich zur Fußballschule hätte gehen dürfen, wäre mein Talent schon eher aufgefallen und ich hätte es weit bringen können...." (hhahhhaaahaaaaa). Ich weiß, daß ist jetzt überzogen...Aber trotzdem.
Ich für meinen Teil bekomme schon hin und wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich von anderen Eltern höre, dass das Kind in die musikalische Früherziehung geht, in den Englischunterricht, ins Ballett und zudem noch in Vereinen ist, weil ich will ja nichts "verbauen". Meine Kinder sind bislang "nur" in einem Verein und somit haben wir auch nur einmal die Woche einen Termin. Ich hatte mit meiner Tochter auch mal etwas anderes angeschaut, aber da hatte sie schlichtweg kein Interesse daran, also bringt das in meinen Augen auch nichts, sie zu überreden. Und dann bin ich ja auch berufstätig und es ist mir schlicht und einfach nicht immer möglich, alles wahrzunehmen und meine Kids rechtzeitig zu bringen. Also haben wir wie gesagt "nur" einen Termin (und ich finde der reicht oft schon). Meinem Mann und mir es wichtig, dass unsere Kids vor allem viel Zeit zum spielen haben, sich mit Freunden treffen können oder einfach auch mal Zeit zum rumtrödeln, zum verdaddeln etc. haben. Dabei verurteile ich niemand , der es nicht so macht und dessen Kinder mehr Termine haben. Das würde ich mir nie anmassen, denn das muss doch jede Familie für sich entscheiden.
Und um die Kurve zu meinem Eingangsthema zu finden...wieso ich das also beruhigend und entspannend finde...weil ich schon / trotzdem manchmal zweifle, ob ich das mit dem "derzeit nur ein Verein " richtig mache. Und weil ich aber selbst ein kleines Beispiel dafür bin, dass ich - obwohl ich in Kindertagen keine Vorbilder, keine Förderung durch Kurse o. ä. hatte - heute trotzdem kreativ bin, und das sehr gerne. Heißt also im Umkehrschluss: wenn es so kommen soll, das jemand gut in kreativen Dingen, im Sport, in Sprache usw. ist, dann kommt das auch ohnehin, weil es schon veranlagt ist. Klar, kann frühe Förderung da erst recht sehr viel bringen...aber wir Eltern machen uns doch eh schon immer so viele Gedanken...und uns selbst auch so manchen Stress... dabei wollen wir doch nur das Beste...und ist das nicht, dass unsere Kinder in erster Linie glücklich sind...?
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