Montag, 12. März 2018

Was meine Kinder einmal über ihre Mutter denken sollen

Ende Februar hatte ich noch 5 Tage frei, bevor ich zum 01. März bei einem neuen Arbeitgeber angefangen habe (actually, I'm very busy - that's why this ist the first Blogpost in March🙊). Neben ein paar wirklich schönen Dingen, auf die ich mich gefreut habe (ein ausgiebiges Wellness-Treatment in einem meiner Lieblingslocations hier um die Ecke, ein Friseurbesuch, Kaffeeklatsch oder Frühstücksverabredungen mit Freundinnen...), habe ich auch in diese Zeit extra noch ein paar Arztbesuche reingepackt (denn ich war schon echt ewig nicht mehr beim Check-up oder der Vorsorge). Ganz nach dem Motto: besser jetzt noch, bevor ich dann erst mal keine Zeit mehr dazu habe. Bei einer Untersuchung stellte dann mein Arzt leider eine "Unregelmässigkeit" fest, es folgten weitere Besuche bei Fachärzten, um Gewissheit zu erhalten. Entsprechend verlief also meine kurze Auszeit leider doch nicht so entspannt und unbeschwert, wie gedacht. 

Es ist schon echt der Hammer und hört sich so floskelmässig an, aber man weiß echt leider erst die Gesundheit zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat - oder wenn sie "brökelt". Und es trifft mich jedes Mal wie ein Donnerschlag, wenn ich solche Hiobsbotschaften überbracht bekomme, dabei müsste ich leider schon genug Erfahrungen damit haben (mir nahestehende Menschen erkranken schwer...oder sogar im dramatischsten Fall die Nachricht, dass jemand Dir sehr wichtiges nicht mehr lebt). Ich werde mich sicher nie daran gewöhnen. Und so stand ich dann auch echt schockiert meinem Arzt gegenüber, war ich doch gerade erst von einem Kaffeplausch bei meiner Freundin gekommen und bester Laune gewesen.

Und das interessante daran war: ich hab mich keine Sekunde um mich selbst gesorgt, sondern ausschließlich um meine Familie. Was werden die ohne mich machen, wenn ich lange im Krankenhaus bin, wenn ich vielleicht nicht mehr die alte bin wie vorher, wenn ich später in Reha muss und somit lange weg von meinem Zuhause - von Ihnen? Wie werden sie mit der Ungewissheit klar kommen, wird mein Mann stark genug sein und wird es Menschen geben, die für ihn da sind? Und noch etwas ist mir an mir selbst aufgefallen: während ich der ewige Optimist für andere bin, immer renne und tue, immer lache und Mut zuspreche und keinen noch so kleinen negativen Gedanken zulasse...als ich nun persönlich betroffen war, ging bei mir unweigerlich das Kopfkino los. Was, wenn ich es nicht schaffe? Was, wenn ich das gleiche Schicksal wie meine Mutter teile, die viel zu früh starb? Es gibt doch noch so unnendlich viel, das ich machen will, das ich sagen will, dass ich mit meiner Familie erleben möchte. Warum nur? 

Und ich dachte viel darüber nach, was ich mir für meine Kinder wünsche und was ich hoffe, das sie eines Tages über ihre Mama sagen oder denken werden. Es gibt so vieles, was ich mir für sie wünsche...Gesundheit allem voran...und eine gesunde Portion Glück. Menschen, die sie aufrichtig lieben und für sie da sind, viele wertvolle Erfahrungen, Selbstbewusstsein und Mut eigene, andere Wege als die anderen zu gehen. Unzählig schöne Momente und Erlebnisse, ein Stück weit Unbeschwertheit, das sie sich bewahren sollen. Ich hoffe, dass sie ehrliche, geradlinige Menschen werden, die andere Menschen wertschätzen und respektieren - unabhängig von deren Herkunft, Background oder Bildungsstand. Dass sie die Dinge, die Ihnen widerfahren als Geschenk und wertvoll und eben nicht als selbstverständlich annehmen. Zwei ganz tolle Menschlein sind sie ja jetzt schon...und die Anlagen zu den eben genannten Eigenschaften bringen Sie auf jeden Fall mit. 

Und wenn sie mal an mich zurückdenken. Was soll Ihnen dann einfallen? Hoffentlich nicht die vielen Male, an denen wir zu spät zu Treffen kamen, weil ihre Mama wieder mal einen spontanen Einfall hatte oder "noch schnell" was erledigen wollte. Besser auch nicht die Male, in denen ich wieder eine meiner Standpauken hielt, weil das Zimmer wieder apokalyptisch aussah, oder wo ich laut fluchend und Spielzeug pfeffernd "aufräumte", um zumindest eine Schneise zum Schrank zu haben. Oder wo ich lauthals geschimpft habe und zornig wurde, weil die zwei auf Durchzug schalteten. Oder die Tage, an denen ich von allem und jedem genervt war und keine Geduld hatte, weil ich viel zu müde oder beschäftigt war...

Ich hoffe sehr, dass sie an mich denken als eine Mama, mit der mal unglaublich viel Quatsch machen konnte, die viele tolle Ideen hatte, die sich Zeit genommen hat und die sie immer hat spüren lassen, dass sie das wichtigste sind. Die gezeigt hat, wie schön das Leben - trotz mancher Tiefen - ist und dass man aus jeder Situation etwas gutes ziehen kann. Mit der man viel, viel lachen konnte - und viel kuscheln. Die ihnen täglich gesagt hat, wie sehr sie geliebt werden. Eine Mama, zu der sie immer gehen konnten, egal mit welchem Problem oder Anliegen und die immer für sie da war....

Diese und ähnliche Dinge gingen mir durch den Kopf als ich schliesslich nach einer weiteren - schmerzhaften - Untersuchung im Behandlungszimmer saß und auf die Ärztin wartete. Ihr könnt mir glauben: das waren wohl mit die längsten Minuten meines Lebens. Meiner Familie und Freunden hatte ich übrigens nichts gesagt. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Nur meine Schwiegermutter war eingeweiht, denn sie hatte mich verzweifelt gesehen, als ich von meinem Arzt und dessen erster Einschätzung heim kam.

Schließlich kam die Ärztin und konnte mir endlich Gewissheit geben...und Entwarnung! Ich bin nicht sterbenskrank und so unendlich dankbar dafür!!! Ich darf noch eine Weile hier bleiben, Standpauken halten, zu spät - da total verplant - zu Verabredungen kommen usw. Nein, im Ernst. Ich war natürlich unglaublich erleichtert und dankbar, aber gleichzeitig auch sehr nachdenklich. Wie viele Frauen, Mamas werden tagtäglich mit einer heftigen, lebensbedrohenden, lebensverändernden Diagnose konfrontiert. Müssen kämpfen...und müssen sich vielleicht auch manchmal geschlagen geben.  Sie und deren Familien haben mein vollstes Mitgefühl und meinen absoluten Respekt.

Und meine Kinder waren total verdattert, als meine Schwiegermutter und ich uns bei meiner Heimkehr dann weinend vor Glück und Erleichterung in den Armen lagen. 

In diesem Sinne: nehmt eure Lieben mal wieder fest in den Arm und sagt ihnen, was ihr fühlt. Und nehmt nichts für selbstverständlich - schon gar nicht eure Gesundheit!

    

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